Pressemitteilung

Polarstern beendet 25. Antarktissaison

[24. Mai 2009] 

Expedition im Zeichen nationaler und internationaler Kooperationen

Am 24. Mai 2009 wird das Forschungsschiff Polarstern mit dem morgendlichen Hochwasser um 3:00 Uhr von seiner 25. Antarktisexpedition in Bremerhaven zurückerwartet. Rund 180 Wissenschaftler aus 16 Ländern haben in den letzten sechseinhalb Monaten den Ozean mit seiner belebten und unbelebten Umwelt sowie seine Wechselwirkungen mit der Atmosphäre erforscht. Die Expedition teilte sich in fünf Fahrtabschnitte, die Besatzungen und Wissenschaftlerteams wechselten bei Hafenaufenthalten in Südafrika und Chile.


Der erste Fahrtabschnitt startete am 31. Oktober 2008 unter der Leitung von Prof. Dr. Gerhard Kattner vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft von Bremerhaven in Richtung Kapstadt. Den Transit durch verschiedene klimatische Zonen des Atlantiks nutzte ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam vor allem dazu, verschiedene Stoffgruppen chemisch zu untersuchen.

Von Kapstadt aus ging es am 6. Dezember 2009 dann Richtung Antarktis. Das Schiff nahm hier seine Versorgungsfunktion wahr: Mitte Dezember legte Polarstern an der Schelfeiskante der Atka-Bucht an und lieferte Bau- und Verbrauchsmaterial sowie Personal für die Neumayer-Station III. Auf dem Weg dahin gab es bereits ein Highlight des zweiten Fahrtabschnitts. Unter der Fahrtleitung von Dr. Olaf Boebel vom Alfred-Wegener-Institut konnte das geowissenschaftliche Tiefseelaboratorium MABEL italienischer Kollegen geborgen werden, das seit dem Jahr 2005 auf dem Meeresgrund in etwa 1800 Metern Tiefe stand. Weiterhin standen Verankerungsarbeiten, um Messsysteme auszutauschen, sowie Wal- und Vogelbeobachtungen auf dem Programm.

Der dritte Fahrtabschnitt startete am 6. Januar 2009 von Kapstadt in das Untersuchungsgebiet im Südatlantik nach Punta Arenas, Chile. Er stand ganz im Zeichen von Lohafex. Die beiden Fahrtleiter Dr. Wajih Naqvi vom National Institute of Oceanography (NIO) des Council of Scientific and Industrial Research, Indien und Prof. Dr. Victor Smetacek vom Alfred-Wegener-Institut koordinierten ein Eisendüngungsexperiment im Südatlantik. 49 Wissenschaftler diverser Disziplinen aus Indien, Deutschland und fünf weiteren Nationen untersuchten, wie die Lebensgemeinschaft im Ozean reagiert, wenn man das Ökosystem mit dem Mangelelement Eisen düngt. Das von den Algen aus der Atmosphäre aufgenommene Kohlendioxid blieb, anders als in früheren Experimenten in den oberen Schichten der Wassersäule. Verantwortlich dafür waren Algen fressende Kleinkrebse, die verhinderten, dass abgestorbene Algen in großer Menge zum Meeresgrund absanken. Somit entzog die induzierte Blüte dem System nur geringe Mengen Kohlendioxid. Lohafex zeigte, dass Modelle des Kohlenstoffkreislaufs um biologische Parameter ergänzt werden müssen, um das globale Klimasystem besser zu verstehen.

Der vierte Fahrtabschnitt führte unter der Leitung von Dr. Christine Provost vom französischen Laberatoire d’Océanographie et du Climat (Paris) am 21. März 2009 von Punta Arenas durch die Drake-Passage zum Dallmann-Labor und zurück nach Punta Arenas. Trotz stürmischer Bedingungen konnten die Wissenschaftler erfolgreich Verankerungen austauschen und ozeanographische Messungen durchführen. Die dadurch gewonnen Daten gehen in Modelle ein, die ein besseres Verständnis des Antarktischen Zirkumpolarstroms erlauben. Um das Dallmann-Labor des Alfred-Wegener-Instituts zu versorgen und Wissenschaftler nach ihrem Forschungsaufenthalt abzuholen, wurde die Insel Südgeorgien angelaufen. Weiterhin brachten die Forscher in der Admirality Bay vor Südgeorgien Reusen aus, mit deren Hilfe sie antarktische Fische fingen. Diese werden lebend bis nach Bremerhaven gebracht, um dort ihre Anpassungsstrategien an sich änderte Umweltbedingungen physiologisch und genetisch zu untersuchen.

Am 11. April verließ Polarstern unter der Fahrtleitung von Dr. Walter Zenk vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (Ifm-Geomar) Punta Arenas in Richtung Bremerhaven. Die Fahrt wird hauptsächlich zur kontinuierlichen Untersuchung atmosphärischer und ozeanischer Eigenschaften sowie der Energie- und Stoffflüsse zwischen Ozean und Atmosphäre genutzt. Weiterhin setzen die Forscher die 1972 in internationaler Zusammenarbeit begonnene Temperaturzeitreihe vom Boden der Tiefsee im Vema-Kanal (31°S, 39°W) fort, um die Strömungsverhältnisse im Atlantik besser zu verstehen.

Am 24. Mai wird Polarstern voraussichtlich in Bremerhaven einlaufen. In der Werftliegezeit werden routinemäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt, bevor das Schiff am 20. Juni Richtung Grönlandsee aufbricht.

Diese Expedition ist ein Beitrag zu POGO, der Partnerschaft zur Beobachtung der Ozeane (Partnership for Observation of the Global Oceans: www.ocean-partners.org).

Hinweise für Redaktionen:

Ihre Ansprechpartnerin in der Pressestelle des Alfred-Wegener-Instituts ist Margarete Pauls (E-Mail: Margarete.Pauls@awi.de, Tel.: 0471 4831-1180).

 

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.