PS 117 - Wochenbericht Nr.1 | 15. – 20. Dezember 2018

Ein volles Schiff

[21. Dezember 2018] 

Wie geplant drückt sich Polarstern am 15. Dezember um Punkt 16:00 von der Pier in Kapstadt ab und macht sich zu ihrer 117. Expedition auf den Weg in die Antarktis. 

Eigentlich begann diese Expedition jedoch schon vor fast 10 Monaten mit einer ersten Vorbesprechung aller beteiligten wissenschaftlichen Gruppen, der Logistik des AWI, der das Schiff betreuenden Reederei Laeisz sowie der für den Helikopterbetrieb verantwortlichen Fa. Heli Service International GmbH. 

Nach Monaten der Vorbereitung kamen vor zwei Tagen die ersten Wissenschaftler an Bord, um die zahlreichen Container mit wissenschaftlicher Fracht noch im Hafen auszustauen, während das Gros der wissenschaftlichen Expeditionsteilnehmer sich heute um 12:30 einschifft.  Noch vor dem Auslaufen, vor der beeindruckenden Kulisse des Tafelberges (Abb. 1), steht die Sicherheitseinweisung an, einschließlich Probealarm, Sammeln auf dem Helikopterdeck und Aufsuchen der Rettungsboote.  Alles kein Problem auf Polarstern, denn jedes Deck verfügt backbords und steuerbords über Außentreppen die auf direktem Weg dorthin führen.

Die ersten Tage auf See stehen – bei ungewöhnlich ruhiger See - vor allem unter dem Zeichen des Zurechtfindens, Einrichtens und Organisierens.  Die Labore werden zugeteilt und trotz der insgesamt 53 Wissenschaftler, Piloten und Techniker an Bord, findet sich letztendlich doch für jeden ein geeigneter Arbeitsplatz, nicht zuletzt durch die Nutzung von insgesamt 8 Laborcontainern, die wir für diese Expedition an Bord genommen haben.  Dennoch ist das Platzangebot auf dieser Expedition bis auf den letzten Platz ausgereizt. Vor allem auf dem Arbeitsdeck wird es eng zugehen, da dieses von den Containern und Großgeräten bereits zu großen Teilen belegt ist, sodass für die Arbeiten selber nur noch begrenzt Platz zur Verfügung steht.

Bereits am späten Abend des zweiten Tages beginnen die ozeanographischen Arbeiten knapp außerhalb der südafrikanischen EWZ. Unsere französischen Kollegen hatten dort vor 4 Jahren selbstregistrierende Bodendrucksensoren auf dem Meeresboden abgelegt, die wir nun bergen wollen.  Kleine feine Instrumente in druckresistenten Glaskugeln von etwa einem halben Meter Durchmesser, was es nicht gerade leichtmacht, sie an der Meeresoberfläche zu entdecken.  Auf ein hydroakustisches Kommando hin lassen sie ihr Ankergewicht los und tauchen nach bangem Warten ca. 1½ Stunden später auf.  Bei dieser ersten Geräteaufnahme unserer Expedition ist es zu diesem Zeitpunkt bereits dunkel, doch ein eingebautes Blitzlicht (Abb.2) zeigt die Auftauchposition an und kurz darauf ist das Gerät sicher an Deck. Drei Tage später haben wir 5 dieser Geräte an Bord und das französische Programm ist abgearbeitet.

Natürlich haben die übrigen Arbeitsgruppen dieser Expedition während dieses Zeitraums nicht Däumchen gedreht. Die Labore wurden eingerichtet, Instrumente in Betrieb genommen und die ruhigen Wetterbedingungen genutzt, um die Vogel- und Walbeobachtungen (Abb. 3) zu beginnen und erste Tests mit den beiden niederländischen Großgeräten SUIT (ein besonderes Netz um direkt unter dem Eis zu fischen) und „Ultra Clean CTD“ (ein Messsystem zur Wasserprobennahme in der Tiefsee unter Reinstbedingungen) durchzuführen.  Zurzeit müssen weitere Tests dieser Geräte noch etwas warten, da wir bei mittlerweile 6 Bft und guten 4m Welle von der Seite versuchen zwischen mehreren Tiefdruckgebieten Richtung Süden durchzuhuschen, um nicht zum Beidrehen gezwungen zu sein und dadurch unnötig Zeit zu verlieren.

Hierüber und über den weiteren Fortgang unserer Arbeiten werden wir im kommenden Wochenbericht (erst zum 6. Januar wegen der weihnachtlichen Schließung des AWI) berichten.

Bis dahin wünschen alle Expeditionsteilnehmer ihren Angehörigen, Freunden und an unserer Arbeit Interessierten daheim oder auf See ein friedliches und schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das kommende Jahr.

 

Olaf Boebel

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