PS117 - Wochenbericht Nr. 3 | 6. - 12. Januar 2019

Auf dem Weg zu Neumayer-Station III

[14. Januar 2019] 

Nachdem Anfang der Woche alle ozeanographische Verankerungen des östlichen Weddellmeeres erfolgreich ausgetauscht worden sind (Abb. 1), kann sich das Schiff endlich vermehrt den biologischen Projekten widmen. 

Am 9. Januar erreichen wir einen ca. 60 nautische Meilen breiten Gürtel dichten Packeises, der dem antarktischen Schelfeis vorgelagert ist.  Noch am Rand des Packeisgürtels werden SUIT und RMT Netze gefahren. Weiter drinnen, wo sich die Schollen gegenseitig die Schultern reiben, kommen Eisstationen und unter-Eis ROV Surveys auf und unter geeigneten Eisschollen dazu, um die dort vorhandene Fauna und Flora zu erfassen. In dicken Schneeanzügen schwitzend bohren die Wissenschaftler/innen durch die Schollen (Abb. 2) bis in das darunterliegende Wasser, um Eiskerne zu entnehmen, anhand derer sie die Struktur und Besiedelung des Meereises entschlüsseln.  

Bei unserer Suche nach geeigneten Schollen für diese Arbeiten greifen wir insbesondere auch auf aktuelle Eiskarten zurück, die von den TerraSAR-X und Sentinel-1 Satelliten aufgenommen und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Bremer Fa. Drift & Noise Polar Services GmbH für uns aufbereitet werden.  Die verschiedenen zeitlichen und räumlichen Auflösungen dieser Karten, die in unsere Navigationsdisplays eingeblendet werden können, ermöglichen es zielgenau Bereiche verschiedener Schollenstrukturen anzufahren, um eine repräsentative Selektion der beprobten Schollen sicherstellen zu können. Aber auch für die Navigation sind diese Karten essentiell, erlauben sie es doch, die oft auftretende Frage zu beantworten, welchen Weg durch das Eis wir denn nun nehmen sollen, rechts herum um die große Scholle - oder links herum?

Kurz vor unserem Anlauf der Neumayer-Station kommen endlich auch unsere Fischbiologen zum Zuge.  Nach nunmehr 4 Wochen geduldigen Wartens setzen sie eine Fischfalle (Abb. 3) und eine neu entworfene Fischverankerung in einer Polynja direkt vor dem Schelfeis ab, die zwar klein aber stabil etwas westlich von Neumayer-Station III liegt.  Dort gestrandete große Eisberge bilden eine natürliche Barriere für das Meereis, welches mit dem Küstenstrom nach Westen treibt (Abb. 4).  Hinter den Eisbergen ist beständig offenes Wasser mit Tiefen um die 400m zu finden - optimale Bedingungen für das Aussetzen der Fischfalle, die wir in ein paar Tagen hier wieder aufnehmen wollen. 

Diese Polynja hat uns schon vor 4 Jahren Schutz geboten, als wir mit einem Propellerschaden hier für längere Zeit festlagen, da der Weg Richtung Norden durch dichtes Packeis versperrt war, welches mit nur einem voll funktionalen Verstellpropeller nicht unbedingt zu bewältigen gewesen wäre.  Zur Freude der damaligen Expeditionsteilnehmer erkennen wir sogar einige der sehr charakteristischen geformten Eisberge wieder, die hier noch immer Wache halten (Abb. 5).

Der Morgen des letzten Tages der Berichtsperiode findet uns vor dem Nordanleger des sogenannten „Atka Seaport“ liegend, dem Hafen der Neumayer-Station III.  Eigentlich ist es einfach nur das nördliche Ende des Schelfeises, hier etwa 10 m hoch und 70 m tief, an dem wir längsseits gehen und unter ständigem Positionieren gegen Küstenstrom und Gezeiten dynamisch unsere Position halten, um Ladung und Brennstoff an die mit Pistenbullies, Skidoos und Schlitten angereiste Mannschaft der Neumayer-Station zu übergeben.  Gegen 12 Uhr ist es soweit und die Entladung kann beginnen, doch weiteres hierüber und über den Besuch bei der Neumayer-Station III im nächsten Wochenbericht.

Mannschaft und Wissenschaft grüßen gesund und munter von Bord Polarstern. 

 

Olaf Boebel

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