PS120 - Wochenbericht Nr. 2 | 10. - 16. Juni 2019

Polarstern, 07°0´N, 23°48´W

[18. Juni 2019] 

Am Freitag den 14.06 sind wir früh morgens am Äquator angekommen. Dort haben wir angehalten um an einer tiefen Stelle die Wassermassen und deren Schichtung zu vermessen. Wenn man auf der Backbordseite des Schiffes stand, befand man sich in der Südhalbkugel und wenn man Steuerboards stand, befand man sich auf der Nordhalbkugel. Die Meteorologen konnten auf ihrem Deck dazwischen hin und her wandern.

Ein wunderbares Erlebnis für uns alle war, dass wir just bei 00°00 mit dem Astronaut Alexander Gerst, der das AWI in Bremerhaven besucht hat, über Skype sprechen konnten.

Am Samstag haben Neptun und seine liebreizende Gattin Thetis das Schiff besucht und alle nicht-Äquatorgetauften an Board konnten sich, gemäß Seefahrts-Tradition, taufen lassen. Danach gab es für jeden die wunderschöne POLARSTERN Taufurkunde mit dem neuen Namen. Diese waren so divers wie die Organismen im Meer: z.B. „Dahlien Anemone“ bis hin zu der „Großen Schlangennadel“. Fortan dürfen nun diese Frischgetauften auf Neptuns Meeren unbehelligt ihren Arbeiten nachgehen.

Die letzte Woche auf dem PS120 Transit zwischen Port Stanley und Bremerhaven war durch viele Probennahmen, besonders nachts, und eine heitere See geprägt. Einige größere Vögel haben uns begleitet und aufgescheuchte Fische mit steilen Sturzflügen aus den Wogen gefischt.

Da wir eine Mikroplastik-Expertin, Dr. Inga Kirstein von der AAU, Aalborg, Dänemark, als Dozentin an Bord haben halten wir ständig Ausschau nach Plastik.

Mitte der Woche sind wir durch ein Gebiet gefahren, was als eine Art „Plastikstrudel“ im Atlantik bezeichnet wird. Wir haben z.B. hier auf hoher See Plastikflaschen und Beutel gefunden. Da dieses Thema derzeit in aller Munde ist, habe ich Inga gebeten, hier etwas darüber zu schreiben:

„Mikroplastik auf dem SoNoAT PS120“ von Inga Vanessa Kirstein (AAU, Aalborg, Dänemark)

Die unsachgemäße Entsorgung von Plastik stellt die bei weitem größte und am schnellsten wachsende Form von „menschen-gemachten“ Abfällen in unseren Meeren, und somit eine wachsende Beeinflussung/Bedrohung bisher noch nicht bekannten Ausmaßes für die marine Umwelt dar. Aufgrund ihrer Langlebigkeit und der vorherrschenden Bedingungen in Meerwasser sind die meisten Plastiktypen im Meer schlecht abbaubar. Jedoch wird Plastik brüchig mit der Zeit und zerfällt in kleinere Fragmente, sogenanntes Mikroplastik. Um die Menge, Verteilung und Zusammensetzung von Mikroplastik während der SoNoA- Expedition zwischen Port Stanley und Bremerhaven zu untersuchen, werden Proben mithilfe des Seewasser-Rohrleitungssystems an Bord der Polarstern genommen. Es werden zwei Probenahme-Strategien durchgeführt. Erstens, Seewasser wird an festgelegten Stationen in einer geschlossenen Edelstahl-Filtriereinheit direkt auf 10 µm Edelstahl-Filter filtriert. Zweitens, auf den Transekten zwischen den einzelnen Stationen wird auf täglicher Basis Seewasser durch geologische Siebe filtriert (unteres Sieb: 0.02 mm, mittleres Sieb: 0.2 mm und oberes Sieb: 0.3 mm), welches einen höheren Volumendurchsatz und die Fraktionierung der Proben ermöglicht. Alle Proben werden für spätere Polymer Analysen bei 20°C verwahrt. Nach rein visueller Untersuchung kann festgehalten werden, dass bisher keine Anzeichen für Mikroplastik (> 300 µm) vorliegen. Da größere Plastikgegenstände mit der Zeit fragmentieren, vermuten wir, dass die Menge an Mikroplastik mit abnehmender Partikelgröße ansteigt. Deshalb werden alle genommenen Proben im Anschluss an die Expedition aufbereitet und charakterisiert.

Die See ist nun etwas ruhiger geworden. Wir vermuten, dass dieses mit dem Besuch von Neptun und Thetis verbunden ist. Wir können nun besser Ausschau nach treibendem Plastik sowie Fischen und Walen Ausschau halten und man kann abends auf dem Deck stehen und ohne von der Gischt nass zu werden die wunderbare Fülle von Sternen am Nachthimmel genießen. Wir schicken solche Sternengrüße nach Hause und grüßen alle Familien, Freunde und Kollegen/innen ganz herzlich.

                                                          

Karen Wiltshire

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