PS109 - Wochenbericht Nr. 3 | 25. September - 1. Oktober 2017

Zwischen Ile-de-France und Norske Oer

[05. Oktober 2017] 

Diese Woche begann mit einem Misserfolg. Drei Verankerungen, die sich am nördlichen Ausgang der Bucht des 79°N Gletschers befinden, um die Zirkulation am Übergang vom Norske Trog im Süden und dem Westwind Trog im Norden zu erfassen, konnten auf Grund des dichten Eises nicht geborgen werden.

Wir setzen daher am Montag unsere Reise nach Süden fort. Unser Trost ist, dass die Verankerungen auch in einem oder zwei Jahren noch sicher zu bergen sein werden und auch weiterhin Messdaten aufzeichnen werden.

Wir verbrachten hiernach die Woche in Nahdistanz zu einer direkt der grönländischen Küste vorgelagerten Inselkette zwischen Norske Oer im Norden und Ile-de-France im Süden. Wenn sich der Nebel lichtete, bekamen wir die winterliche Felsenlandschaft und auch den einen oder anderen Eisbären zu sehen. Auf 4 unterschiedlichen Schnitten führten wir erfolgreich hydrographische Messungen unter teilweise schwierigen Eisbedingungen durch. Die wissenschaftliche Zielsetzung der Ozeanographen war die Erforschung der Zirkulationspfade des Atlantikwassers - sowohl entlang der Achse des Norske Trogs als auch zwischen dem Norske Trog und der westlich der Inselkette liegenden Jøkelbugten. In letzterer Bucht mündet der Zachariae Gletscher, der wie der unmittelbar nördlich davon liegende 79°N Gletscher vom nordostgrönländischen Eisstrom gespeist wird.

Die Meerestiefen um die Inselkette herum sind bis dato weitestgehend unbekannt. Auf Grund des navigatorischen Geschickes der Nautiker von Polarstern gelang es uns unter Führung der Geologen, die Meerestiefen am Eingang der beiden größten Meeresengen zwischen den Inseln mit dem schiffseigenen Fächerecholot zu kartieren – inmitten von beeindruckend langgesteckten und großen Eisbergen. Auf der Basis der Kartierungen konnten die Ozeanographen dann an gezielten Positionen hydrographische Vermessungen durchführen. Die Daten werden es uns erlauben zu verstehen, in welcher Form der Zachariae Gletscher dem Einstrom von Atlantikwasser ausgesetzt ist. Begleitet wurde das Programm von überaus erfolgreichen Arbeiten der Geologen mit dem Schwerelot.

Auch die benthischen Biologen brachten den Multicorer an drei ausgewählten Orten zum Einsatz und konnten zudem eine Landerauslegung verbuchen – gefolgt von der Bergung zwei Tage später. Erfolgreich kommen auch die Arbeiten mit einem autonomen Fluggerät voran, das dafür ausgelegt ist, in bis zu 1000 m Höhe Proben der Methanverteilung in der Atmosphäre zu sammeln.

Derweil erschwerten die schlechten Sichtbedingungen auf Grund von niedriger Bewölkung, Nebel und teilweise auch gefrierendendem Regen die helikoptergebundenen Arbeiten leider erheblich. Flüge über größere Distanzen waren damit aus Sicherheitsgründen in dieser Woche ausgeschlossen. Trotz der Widrigkeiten gelang es den Helipiloten, kürzere Wetterfenster zu nutzen, so dass die Geodäten eine Messstation zum Wochenbeginn auf einer nahegelegenen Insel ausbringen und später in der Woche auch wieder sicher bergen konnten. Den Geologen gelang es dort dann auch, die ersehnten kosmogenen Gesteinsproben zu sammeln. Ferner konnten die Ozeanographen mit mobilen Geräten vom Meereis aus eine Tiefenlotung und eine hydrographische Messung in der Jøkelbugten vornehmen, die vom Schiff aus auf Grund des Festeises und der Eisberge nicht befahrbar ist. Andere wichtige fluggestützte Ziele jedoch, wie die Installation einer Eisboje vor dem Zachariae Gletscher oder weitere glaziologische Messungen auf dem 79°N Gletscher, konnten nicht realisiert werden.  

Im Gegensatz zum Wochenanfang verliefen die weiteren Verankerungsarbeiten indes sehr erfreulich. Es gelang uns, alle vier auf dem Ile-de-France-Schnitt quer über den Norske Trog vor einem Jahr ausgelegten Verankerungen von Polarstern aus binnen eines Tages zu bergen. Die Daten werden uns weitere wichtige Aufschlüsse über die Stärke und die zeitlichen Schwankungen der Atlantikwasserzirkulation liefern.

In diese Woche fiel zudem auch unser Bergfest, das wir an der Südspitze der Insel Norske Oer mit einem Grillabend begingen. Zwei Grills waren im windgeschützten Bereich auf dem Arbeitsdeck aufgebaut worden, und eine reichhaltige und leckere Auswahl an Grillfleisch, Spanferkel, Salaten und vielerlei mehr stand zum Verzehr bereit. Unser herzlicher Dank geht an das gesamte Küchen-, Service- und Deckpersonal an Bord, die uns diesen Abend möglich gemacht haben.

Viele Grüße im Namen der wissenschaftlichen Besatzung sendet,

 

Torsten Kanzow

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