PS106/1 - Wochenbericht Nr. 2 | 30. Mai - 5. Juni 2017

Im und auf dem Eis

[08. Juni 2017] 

Wie geplant wurden am 30. 5. auf der Höhe Longyearbyen drei Personen per Helikopter ausgetauscht und Polarstern nahm Kurs auf die geplante Schollenposition.

Kurz hinter Spitzbergen trafen wir am 31. 5. an den Eisrand und waren nach einer Woche Ozean plötzlich in einer völlig anderen Welt. Sehr beindruckend. Beeindruckend ist auch das wissenschaftliche Informationsangebot auf dem Schiff: aktuelle hochaufgelöste Satellitenbilder, Eiskonzentrations- und -Driftkarten und Eis-Vorhersagen, lokales Meereisradar, mehrmals täglich die meteorologische Beratung durch den Bordmeteorologen und vieles mehr. Seit Spitzbergen führen wir bis zum Ende der Reise täglich vier Radiosondenaufstiege aus, um atmosphärische Umgebungsbedingungen einzufangen.

Am frühen Morgen des 3. Juni passierten wir dann eine passende Eisscholle und entschieden uns zügig, diese auch in Besitz zu nehmen. Am Vormittag war Polarstern angelegt und die Gangway auf dem Eis für die erste Erkundung und Markierung der Stationen, die wir in vielen gemeinsamen Meetings im Vorfeld der Kampagne und auf der Hinfahrt geplant hatten. Dann schwärmten auch schon die ersten Wissenschaftler-Teams aus, um Gerätschaften aufzubauen. Wir benötigten tatsächlich zwei volle Tage, um die meteorologische Station 200 m entfernt vom Schiff um eine sehr sichtbare rote Schutzhütte, die wir die "Tomate" nennen, aufzubauen: mehrere Strahlungsstationen, ein 10m Turbulenz-Mast und der noch sichtbarere TROPOS-Fesselballon zur Vertikalvermessung der arktischen Grenzschicht. Etwas weiter weg ist unser kleiner "Airport" für die "Unmanned Airborne Vehicles" (UAV). Es gibt einen speziellen Schlitten für mobile Schnee-Albedo-Messungen. An der gesamten Station sind mehrere Löcher durch das Eis gebohrt worden, um regelmäßig ozeanographische und biologische Eigenschaften unterhalb des Eises zu vermessen. Ein größeres Loch ist der Eingang in die Unterwasserwelt unter dem Eis für unseren " Remote Operating Vehicle" (ROV) - einen Fessel-Roboter mit zahlreichen Geräten zur Fernerkundung und Probennahme im Wasser. Nicht wirklich sichtbar, aber sehr wichtig sind die gesicherten Gebiete, in die keine Person Zutritt hat. Hier wollen wir die Änderungen der Meereiseigenschaften während der Schmelzsaison erfassen. Zusammen mit den meteorologischen Messungen wird dies sehr wertvolle Informationen zu den Schmelzprozessen und deren lokale Auswirkungen auf die arktische Umgebung liefern

Während wir auf dem Weg zur Eisscholle einen herrlichen wolkenlosen Himmel hatten, haben wir seit der Ankunft an der Scholle kaum noch die Sonne gesehen - zumeist niedrige dünne Wolken. Dies sind gute Bedingungen für unser Wolken-Fernerkundungsteam, aber andere Teams hoffen auf besseres Wetter für Fernerkundungsflüge und Erkundungen von Schmelztümpeln.

Fast jeden Tag haben die beiden AWI Forschungsflieger, Polar 5 und Polar 6, unser neues Meereis-Observatorium um Polarstern für horizontale und vertikale Atmosphärenerkundungen besucht.

 

Beste Grüße von Wissenschaft und Besatzung,

Andreas Macke, Fahrtleiter

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