PS111 - Wochenbericht Nr. 5 | 17. - 23. Februar 2018

Eis und Wasser im Filchner-Graben

[26. Februar 2018] 

Gute Eisverhältnis und eine stabile Wetterlage mit Wind aus Südwest ermöglichen es Polarstern, den Filchnergraben weit nach Süden zu befahren und direkt vor dem Filchner-Schelfeis bis nahe 44° West zu queren.

Am 20. Februar wird das ozeanografische Programm spontan an die aktuellen Wetter- und Eisverhältnisse angepasst. Die Polynya vor der Berkner Insel hat sich erneut geöffnet und wird mit einem CTD-Profil belegt.

Drei weitere Profile quer und längs zum Graben ergänzen den ozeanografischen Datensatz bestehend aus diversen Parametern: Aus Leitfähigkeit, Temperatur und Druck wird der Salzgehalt berechnet. Die Leitfähigkeitssonde wird täglich kalibriert und erlaubt eine Genauigkeit im Salzgehalt von zwei Tausendstel, die Temperatursonde misst mit einem Tausendstel Genauigkeit. Zur Sicherung einer bestmöglichen Präzision werden T und S redundant gemessen, da eine hohe Genauigkeit zur Identifikation der verschiedenen Wassermassen, insbesondere im polaren Ozean, notwendig ist. Weitere Sensoren bestimmen den Sauerstoffgehalt, die Trübung des Wassers über die Lichttransmission und die Fluoreszenz des Chlorophylls. Letzteres ist Bestandteil pflanzlichen Planktons und damit Indikator für die Primärproduktion. Zwei ADCP (Acoustic Doppler Current Profiler) bestimmen die Strömungsverhältnisse über und unter der CTD mit der Physik des Dopplereffektes.

Während eines CTD-Einsatzes können weitere Gruppen Wünsche äußern, aus welchen Tiefen und in welcher Menge Wasserproben benötigt werden. Aus dem CTD-Karussell mit 24 Flaschen werden in diesen Tiefen die vom Wasser durchströmten Flaschen geschlossen, um entsprechende Probenmengen von jeweils 12 Litern an Deck zu befördern. Insgesamt liefert die CTD 288 Liter Wasser aus bis zu 24 verschiedenen Tiefen. Im Graben vor dem Filchner Schelfeis misst die CTD am 19. Februar eine Rekordtemperatur von -2,290°C im dort ausströmenden Ice Shelf Water (ISW). Das vollständige CTD-Profil entlang der Ronne-Filchner-Schelfeiskante liefert einen seltenen Datensatz, der nur durch die günstigen Wind- und damit Polynyaverhältnisse möglich wird.

Während viele andere Arbeitsgruppen den zunehmend gefrorenen Ozean um das Schiff als eher hinderlich für ihre Arbeit sehen, freut sich die Meereisgruppe über die Vielzahl an Meereisschollen rings um das Schiff. Die dabei anstehenden Arbeiten auf dem Meereis sind so vielseitig wie das Eis selbst. Auf den bisher sieben beprobten Eisschollen werden neben reinen Schnee- und Eisdickenmessungen auch die kleinskaligen internen Strukturen aufgenommen. Dazu gehört zum einen die Entnahme von Eiskernen, welche bezüglich ihres vertikalen Temperatur-, Dichte- und Salzprofils analysiert werden. Zum anderen wird die Schneeauflage wortwörtlich unter die Lupe genommen: Die Untersuchung der Korngrößenverteilungen in der Schneesäule gibt Aufschluss über das interne Schmelzen und Gefrieren. Saisonale Veränderung der Schnee- und Eisdicke werden über autonome Messsysteme erfasst. Diese driften mit den Schollen durch das Weddellmeer und senden ihre Daten per Satellitenverbindung ins Institut.

Auf dieser Expedition werden die Bojen mit gemalten Bildern von Kindern aus ganz Deutschland verziert. Die Kinder verfolgen zuhause online die spannende Reise „ihrer“ Boje.

Mit einem Beitrag von Stefanie Arndt/AWI zum Meereis-Forschungsprogramm

 

Viele Grüße sendet Besatzung und Wissenschaft von PS111

Michael Schröder

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