PS111 - Wochenbericht Nr. 4 | 10. - 16. Februar 2018

Aus der Ronne-Schelfeis Polynya

[19. Februar 2018] 

Diese Woche wurde ein Profil vor dem Ronne-Schelfeis bearbeitet. Es erstreckt sich zwischen ca. 50 und 60 Grad westlicher Länge. Alle an Bord befindlichen Geräte kamen zum Einsat.

Biologen, Ozeanographen und Geologen haben auf insgesamt 23 Stationen reichlich Probenmaterial zur Bearbeitung an Deck bekommen. Ozeanwasser liefern CTD und Schiffspumpen, biologische Proben Bongo- und Multinetz, bodengreifende Geräte, wie Multicorer und Schwerelot, bringen Sedimente vom Meeresboden. Einige Proben wurden zwischen den Disziplinen aufgeteilt und in den verschiedenen Labors und Laborcontainern des Schiffes bearbeitet, andere für die Analyse in den Heimatinstituten verpackt.

Die hier herrschenden Umweltverhältnisse zeigen bei 75-77° südlicher Breite vor einer Eiskante deutlich, dass Leben auch unter extremen Verhältnissen möglich ist. Zeitweise haben wir bei -22°C Lufttemperatur und 8 Bft Windstärken eine gefühlte Temperatur von an die -45°C - Hochsommer in der Antarktis. Auf einem mit Festeis gefüllten Inlet ruhen sich zahlreiche Robben aus, im Wasser wurde Plankton gefunden und viele Eisschollen sind an der Unterseite braun vom Algenbewuchs. Die Wetterverhältnisse lassen einen geologisch-biologischen Beobachtungsflug zu. Dann verschlechtert sich die Sicht, so dass die Biologen keine weiteren Robben besendern konnten und auch die Geologen keine Referenzproben von den Gesteinen der nahen Halbinsel erhalten. Eis und Wetter bestimmen die wissenschaftliche Arbeit maßgeblich.

Mit drei Einsätzen des ROV (Remote Operated Vehicle) wurde die Eiskante am Schelfeis und später von Eisberg A23a unter Wasser und das Leben am Meeresboden davor beobachtet. Am und unter dem Schelfeis bilden sich bevorzugt in aufsteigendem und unterkühltem Meerwasser zahlreiche Eisplättchen. Das an der Unterseite abschmelzende Schelfeis sorgt für einen Süßwassereintrag, der den Salzgehalt des Meerwassers verringert. Bei Wassertemperaturen bis -2.5°C ist es zwar unter den Druckverhältnissen unter dem Schelfeis bei ca. 300 m Tiefe flüssig, es kristallisiert aber bei Druckverlust während des Aufstiegs vor der Eiskante. Die aufsteigenden Plättchen können dann das davorliegende Meereis von unten verdicken.

Schwierige Eisverhältnisse und starke katabatische Winde (vom Inlandeis abströmende kalte Winde) erlauben nur einen fünftägigen Aufenthalt in der Küstenpolynya. Am 14. Februar ist Polarstern wieder am östlichen Ende angelangt und biegt ab Richtung Norden - Ziel Eisberg A23a. Der Eisberg bestimmt seit 30 Jahren die nahezu unschiffbaren Meereisverhältnisse zwischen Berkner Island im Süden und seiner Position. Die angedachte Fahrtroute nahe der Eiskante durch eine schmale Polynya nach Osten in den Filchnergraben zu fahren, zerschlug sich mit den vorhergesagten Nordost-Winden. Ein Erkundungsflug mit dem Hubschrauber zeigt eine mögliche Route nördlich des Eisberges nach Osten in den Filchnergraben. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, ein CTD-Profil in einem Bereich zu vervollständigen, der auf dieser geografischen Breite bisher wegen der ständigen Eisbedeckung nicht zugänglich war.

 

Viele Grüße sendet Besatzung und Wissenschaft von PS111.

 

Michael Schröder

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