PS117 - Wochenbericht Nr. 2 | 21. Dezember 2018 - 05. Januar 2019

Ozeanographische Arbeiten

[07. Januar 2019] 

Nach gut einer Woche auf See haben sich die ozeanographischen Stationsarbeiten eingespielt: CTD (Leitfähigkeit-Temperatur-Druck Sonde) zu Wasser – fieren bis zum Boden – hieven – CTD an Deck.  Oft gefolgt von der Auslage eines Argo Floats, frei treibende, profilierende Messsonden, die uns in den kommenden 5 Jahren Profildaten der ozeanographischen Kenngrößen Temperatur und Salzgehalt der oberen 2000m des Ozeans liefern werden.

Am Vormittag des 22. Dezember jedoch reißt uns die Nachricht, dass ein Mannschaftsmitglied ernsthaft erkrankt ist, aus der sich einstellenden wissenschaftlichen Routine. Nachmittags ist klar, er muss schnellstmöglich in ein Krankenhaus gebracht werden.  Der Rückweg nach Kapstadt wird jedoch von einem Sturm nördlich von uns versperrt, weshalb wir uns – in Abstimmung mit Reederei, AWI Logistik und DROMLAN (Dronning Maud Land Air Network) - dafür entscheiden die russische Antarktisstation Novolazarevskaya anzulaufen, die 300 Nautischen Meilen – und damit über 20 Stunden Fahrtzeit – näherliegt als Kapstadt.  Drei Tage später, kurz nach einem gelungenen festlichen Weihnachtsempfang im „Blauen Salon“ am Heilig Abend, hat Polarstern sich durch einen kompakten Streifen Meereis geboxt, um den Patienten mit einem unserer bordeigenen Helikopter nach Novolazarevskaya auszufliegen, wo die aus Kapstadt eingeflogene russische Ilyushin 76 auf ihn wartet.  Am nächsten Morgen, 4 Tage nach Eintritt des Notfalls, sind wir froh zu hören, dass unser Freund wohlbehalten im Krankhaus in Kapstadt eingetroffen ist.

Polarstern macht sich derweil auf den Rückweg, um die Stationsarbeiten entlang des Null-Grad-Meridians wiederaufzunehmen.  Unser erster Plan, direkt bis zur nördlichsten der ozeanographischen Verankerungen zurückzudampfen und sich von dort aus gen Süden vorzuarbeiten, wird jedoch durch eine Sturmvorhersage für diese Region zunichtegemacht.  Auch wenn unser Schiff es erlaubt, bei - in diesen Regionen nicht unüblichen - 7‑8 Beaufort zu arbeiten und schon manch schwerem Sturm getrotzt hat, wollen wir uns nicht bewusst den erwarteten 8m hohen Wellen plus 3m Dünung mit Böen um 12 Beaufort aussetzten, da diese sowohl das Vorankommen an sich stark behindern als auch die Forschung mit Geräten außenbords unmöglich machen würden.  So z.B. das oberflächennah eingesetzte SUIT-Netz (Surface and Under Ice Trawl), welches erlaubt, direkt unter dem Meereis zu Fischen.

Zurück auf dem Null-Grad-Meridian kommt am 27. Dezember dann das SUIT zum ersten Mal richtig zum Einsatz.  Vorsichtig wird das schwere Gerät (Abb. 1) mit Hilfe des A-Rahmens über das Heck zu Wasser gelassen.  Bei langsamer Geschwindigkeit legt es sich hinter dem Heck horizontal in die Wasseroberfläche und wird gefiert bis es schräg achtern hinter Polarstern zu liegen kommt und das erste halbstündige Profil beginnt.  Das Ergebnis der Mühen: ein dürftiger Fang von etwas Krill und Quallen.  Dennoch ist das auch ein wichtiger Datenpunkt, der unserem Verständnis des Antarktischen Ökosystems auf die Sprünge hilft.

Station für Station arbeiten wir uns nach Norden vor, von schlechtem Wetter unbehelligt, um dann umzudrehen und wenige Tage später endlich die Forschung am und im Meereis aufzunehmen (Abb. 2). Hier macht das SUIT erste erfolgreiche Fänge, die in mühevoller Arbeit sortiert werden (Abb. 3).  Dabei immer wieder faszinierend sind die Formen und Farben der Antarktischen Fauna (Abb. 4)

Trotz eines hartnäckigen Hustens, der auf dem Schiff die Runde macht, grüßen Wissenschaft und Mannschaft von Bord Polarstern und freuen sich auf ihren bald anstehenden Besuch der Neumayer Station. 

 

Olaf Boebel

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