PS117 - Wochenbericht Nr. 4 | 13. - 20. Januar 2019.

Anlauf bei Neumayer

[21. Januar 2019] 

Neumayer, endlich!  Polarstern liegt etwa 20 km nördlich der deutschen Antarktis-Station (offizieller Name Neumayer-Station III) am äußersten Rand des Schelfeises (Abb. 1) und beginnt einen Container nach dem anderen aus ihren Laderäumen auf Schlitten zu heben, auf denen diese dann per Pistenbully über das Schelfeis zur Station gezogen werden. 

Die gesamte Verpflegung für die kommende Überwinterung sowie für die jetzige Sommerkampagne mit vielen zusätzlichen Gästen ist darin verstaut.  Besonders begehrt natürlich sind (relativ) frisches Gemüse und Obst. Ebenso wichtig: das Umpumpen von Diesel (für die Station) und Kerosin (für die Flugzeuge) aus den Tanks des Schiffes in die zahlreichen Tankcontainer, aus denen der Brennstoffbedarf der gesamten kommenden Saison bestritten werden muss.

Parallel dazu testen wir neue Fahrzeuge und Bohrausrüstung, welche wir für unsere Verankerungsbergungen in dickem Meereis, aber auch für das demnächst anstehende Großprojekt MOSAiC (https://www.awi.de/im-fokus/mosaic-expedition.html) in der Arktis, einsetzen wollen.  Ein neues Kettenfahrzeug, kurzentschlossen FLASH getauft (Fast & Luxurious AntArctic Sea Ice Hopper, Abb. 2), bewährt sich als zügiges, im Notfall sogar schwimmfähiges, Transportmittel für Material und Personal, der Bohrer (Abb. 3) jedoch kämpft sehr mit dem testweise angebohrten Antarktischen Schelfeis, was auch daran liegen mag, dass dieses viel härter ist als das eigentlich zu durchbohrende Meereis.

Nach guten zwei Tagen ist am Dienstagabend alles gelöscht, doch bevor wir uns endgültig auf den Weg ins Weddellmeer machen können, müssen wir noch auf unseren neuen Meteorologen und den Nautiker warten, die am Donnerstag eingeflogen werden sollen,  wie auch einige dringend benötigte Ersatzteile für Schiff und Wissenschaft.  Wir nutzen die Zeit und machen uns – nach einem kurzen Abschiedsumtrunk mit dem Neumayer Team – auf, die vor kurzem am Schelfhang vor Neumayer ausgelegte Fischfalle und Fischverankerung aufzunehmen.  Am Abend des Mittwochs, zurück in der im vorherigen Bericht beschriebenen Polynja, wird noch ein RMT und das wieder instand gesetzte SUIT (Abb. 4) gefahren, welches beim vorherigen Einsatz ordentlich verbogen worden war, bevor wir Donnerstagmorgen wieder am Nordanleger liegen.

Und wirklich, kurz darauf haben wir unseren Meteorologen und den dritten Nautiker an Bord, Kompetenzen die wir in den letzten Wochen sehr vermisst haben, denn ohne Bordmeteorologen ist die Routenberatung doch nur eingeschränkt möglich und die Helikopter können nur im Nahbereich genutzt werden, während Kapitän und 1. Offizier durch zusätzliche Wachen belastet waren.  Diese Gelegenheit wird auch von einem mitgereisten hochrangigen Inspektionsteam genutzt, welches sich über Betrieb und Nutzung der Neumayer-Station informieren möchte, unserer alten Dame Polarstern eine kurze Visite abzustatten, um vor Ort Einblicke in die Synergie von Station und Schiff bei Durchführung und Organisation der deutschen und internationalen Polarforschung zu erhalten.

Kurz nach Abreise der Delegation machen wir uns dann auf den Weg in das eigentliche Weddellmeer, wo viele Stationen auf uns warten.  Ein intensives Sturmtief, welches sich Neumayer langsam nähert, können wir durch eine zügige Fahrt in der küstennahen Polynja südlich umfahren, nicht jedoch ohne die Gelegenheit zu nutzen, an geeigneten Stellen noch unsere Eisbiologen mit einem SUIT, RMT und unter-Eis ROV Survey zu beglücken. 

Eine wieder nahezu vollständig belegte Polarstern grüßt guter Dinge vom südlichsten Punkt unserer Expedition und macht sich langsam auf den Weg durchs Weddellmeer.

 

Olaf Boebel

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