Die Spreizung des Meeresbodens

Erst Mitte der sechziger Jahre, rund dreißig Jahre nach Wegeners Tod, finden seine Ideen Anerkennung in der Wissenschaft. Seismologische Untersuchungen zeigten, dass die Erde lediglich eine dünne feste Kruste besitzt, die auf einem plastischen Erdmantel schwimmt. Tief im Innern unseres Planeten gibt es einen sehr heißen Erdkern. Die Erdkruste, auf der sich Kontinente und Meeresböden befinden, ist geologisch in sieben große und zahlreiche kleine Platten unterteilt. Die Platten bewegen sich, angetrieben durch die Wärmekonvektion im Erdmantel, mit einer Geschwindigkeit von einigen Millimetern bis Zentimetern pro Jahr (Plattentektonik).

Die Ozeane sind durchzogen von so genannten mittelozeanischen Rücken. In diesen Zonen steigt Magma aus dem Erdinneren an die Oberfläche, kühlt dort ab und bildet ständig neuen Meeresboden. Dabei spreizt sich der vorhandene Meeresboden (Seafloor Spreading) und drückt die Erdoberfläche einschließlich der Kontinente auseinander. In so genannten Subduktionszonen wird wiederum alter Meeresboden in die Tiefe gedrückt, schmilzt und wird so wieder zu Magma.

Ein Gebiet, in dem fortlaufend neuer Meeresboden gebildet wird, ist beispielsweise der Gakkelrücken in der Arktis. Dies ist ein untermeerischer Gebirgszug, dessen nördlicher Ausläufer von der Nordostspitze Grönlands bis in die sibirische Laptewsee reicht. Hier schieben sich die eurasische und die nordamerikanische Platte jedes Jahr um einige Millimeter auseinander.

Mit dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieses Rückensystem und erforschen die Folgen der Mechanismen, die am Spreizungsprozess beteiligt sind: Vulkanismus, Schwarze Raucher und Lavafluss.